Halbmarathon: Deutsche Weinstraße 2012


Heute war der große Tag – ich bin, zusammen mit einigen Kollegen, beim achten Halbmarathon an der Deutschen Weinstraße angetreten.

Dieser Lauf war der Hauptgrund beziehungsweise die größte Motivationshilfe für meine verstärkten Trainingseinheiten in der letzten Zeit. Mir persönlich fällt es immer sehr viel leichter, mich zu regelmäßigem Training zu motivieren, wenn ich einen konkreten Termin im Hinterkopf habe, der sich stets schneller nähert als geplant. So war es auch dieses Mal, aber ich habe es tatsächlich geschafft, drei Trainingsläufe über die komplette Halbmarathondistanz innerhalb der letzten vier Wochen zu absolvieren. Das ist der dreifache Umfang dessen, was ich 2008 im Training hinter mich brachte.

Ein wenig Hintergrundgeschichte: 2008 bin ich bei meinem ersten (und noch bis heute Morgen einzigen) Halbmarathon angetreten. Das war der Limlauf in Limbach, mein Heimspiel sozusagen, da ich zu der Zeit noch dort wohnte. Damals schaffte ich eine Zeit von 2:12:31 und wurde der 14. meiner Altersklasse, obwohl es eigentlich mein einziges Ziel gewesen war, überhaupt aus eigener Kraft ins Ziel zu kommen. Dass ich heute diese Zeit nicht würde schlagen können war mir schon länger bewusst, denn obwohl ich zur Zeit sehr viel mehr trainiere und mich schon lange vorbereite, komme ich an meine alten Laufzeiten im Moment noch nicht wieder ran. Aber es wird so langsam wieder, das war heute spürbar.

Es begann ganz gemächlich. Wir kamen gerade wieder vom Parkplatz zurück, wo wir uns laufbereit gemacht hatten, da ertönte schon das Startsignal – es blieb uns also nichts anderes übrig, als uns ganz hinten im letzten Startblock einzureihen, fernab unserer eigentlich gesetzten Zielzeiten. Somit galt es erst, eine ganze Menge langsamerer Läufer zu überholen, was auf der zu Beginn nicht wirklich breiten Strecke gar nicht so einfach war. So lief ich den ersten Kilometer in knapp 7 Minuten, was eigentlich schon deutlich zu langsam für meine geheime Wunschzeit war. So ging es auf den ersten Kilometern noch einige Zeit weiter. Man hatte Mühe, sich durch die Menge zu kämpfen. Andererseits war das vielleicht auch nicht verkehrt, da es dadurch einfacher wurde, sich zu bremsen. Ich mache sonst zu leicht den Fehler, am Anfang zu schnell zu laufen und mich zu übernehmen, weil gegen Ende keine Kraft mehr übrig bleibt.

So ging es eine Weile weiter, bis das Feld sich nach den ersten Kilometern etwas auseinander gelaufen hatte. Die Kilometermarken zogen dann eigentlich immer schneller vorbei, bis irgendwann die Weiche zwischen dem Halbmarathon und Marathon erreicht war und sich dadurch die Reihen der Läufer natürlich noch etwas weiter lichteten. Dann kam auch schon die 10km Zwischenmessung. Die genaue Zeit kann ich noch nicht nachsehen, weil die Ergebnisse noch nicht online sind, aber ich war nur knapp über einer Stunde. Das war eigentlich schon fast zu schnell, in dem Tempo hätte ich meine 2008er Zeit sogar unterboten. Ich fing an zu zweifeln, ob ich das Tempo halten kann.

Nun ging es allerdings auch in immer hügeligeres Gebiet. Die ersten sehr knackigen Steigungen machten mir in den Weinfeldern schon sehr zu schaffen, so musste ich hier schon ein oder zwei Gehpausen einlegen. Durchwachsen ging es dann auch weiter. Es war abwechselnd warm und kalt, meine Kraftreserven fingen an zu schwinden, die Kilometer wurden immer länger. Irgendwann war ich tatsächlich bei Kilometermarke 18 angekommen. Dort hatte ich erst so richtig mit der längsten Steigung zu kämpfen. Es ging immer weiter und länger bergauf, ich hatte keine Kraftreserven mehr, mein Magen fing schon an sich zu verkrampfen, meine Beinmuskulatur machte sich auch schon seit einiger Zeit immer mehr bemerkbar. Ich wechselte ständig zwischen Geh- und Lauftempo hin und her, wurde schneller und wieder langsamer, immer wieder, bis ich irgendwann tatsächlich oben war. Mein Gehirn war hier schon vollkommen im Standby-Modus gelandet, wie eigentlich mein kompletter Körper oberhalb der Gürtellinie. Nur noch die Beine wurden durchblutet, meine Hände waren eiskalt, ich bin nur noch irgendwie automatisch weiter gelaufen, immer weiter, bloß nicht stehenbleiben. Irgendwie wird es schon funktionieren.

Tatsächlich war ich auf der Zielgeraden angekommen, ich hatte den Berg irgendwie überlebt. Blöderweise war diese Gerade immer noch ungefähr zwei Kilometer lang. Ich kämpfte mich langsam immer weiter vorwärts, wurde immer öfter von anderen Läufern überholt, die ich vorher irgendwann einmal passiert hatte. Es ging irgendwie weiter, aber es hat so verflucht lange gedauert, das Ziel wollte einfach nicht ins Blickfeld rücken.

Dann auf einmal tauchte der große Torbogen auf. Von den jubelnden Zuschauern habe ich an dieser Stelle schon kaum noch etwas mitbekommen. Irgend ein Moderator erwähnte meinen Namen, ich freute mich, bin irgendwie ins Ziel getaumelt. Ich weiß noch, dass ich versuchte, für die Kamera noch irgendwie fit zu wirken. Nachdem meine Kollegen mich erblickten und anfingen zu winken, bin ich nur noch neben ihnen auf die Wiese gefallen und wurde mit Bananen und isotonischen Getränken versorgt. Dort bin ich eine ganze Weile sitzen geblieben, bis es irgendwann Richtung Siegerehrung ging.

Lange Rede, kurzer Sinn: 2:20:33.

Auf meinem letzten, längeren Trainingslauf hatte ich die Halbmarathondistanz laut meiner Endomondo-Messung nach 2:32:28 überwunden. Dagegen war der heutige Wettkampf also eine zwölfminütige Steigerung, obwohl die Laufstrecke noch einiges mehr an fiesen Höhenmetern zu bieten hatte als meine typischen Trainingsstrecken. In Anbetracht meiner Trainingszeiten war der Lauf also ein voller Erfolg, aber im Vergleich zu meinen alten Zeiten sehe ich, dass ich doch noch etwas mehr trainieren muss, damit es irgendwann auch einmal der magischen Zwei-Stunden-Grenze an den Kragen gehen kann.

Meine Kollegen haben mich übrigens alle fast mühelos abgehängt, der schnellste legte den Lauf in 1:39:00 zurück. An solche Traumzeiten werde ich realistisch betrachtet vermutlich nie rankommen 😀

Hier noch unser schönes Gruppenfoto, entstanden kurz nach meinem Zieleinlauf. Ich war noch nicht soweit, wieder aus eigener Kraft aufstehen zu können, während die Kollegen sich allesamt schon fast wieder völlig erholt hatten. 😉


3 Antworten zu “Halbmarathon: Deutsche Weinstraße 2012”

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      Danke! Jetzt gilt es, mich näher an die Zwei-Stunden-Grenze heran zu schaffen 😀