FFFN 2011 #5 – #10: Die restlichen Filme


Ein weiterer Beitrag aus der Kategorie „ups, ist das auch schon wieder so lange her, als ich das hier posten wollte…“ – oder wie Kathrin es nannte, „Neo-Archäologie“. Hm, das sollte ich als neues Tag hier einführen, könnte ich bestimmt noch öfter gebrauchen…

Nach kurzer FFFN-Filmreviewpause aus Zeitmangel – lasst mich nachdenken, die Pause hat lediglich elf Monate gedauert, das ist noch lange kein Prokrastinationsrekord – geht’s hier endlich weiter mit meinen Besprechungen der Filme der Fantasy Filmfest Nights 2011. Immerhin noch bevor die Nights 2012 stattfinden, an denen ich übrigens nicht teilnehmen werde. Wahrscheinlich nächstes Jahr wieder, dieses Jahr reizt mich die Filmauswahl einfach nicht so besonders.

Nun werde ich mich bei den restlichen Filmen etwas kürzer fassen, auch weil ich mich nicht mehr wirklich an alles genügend erinnern kann, aber zumindest grundlegend ansprechen möchte ich nach wie vor alle der zehn gezeigten Werke.

 

#5 – I Spit On Your Grave

I Spit on your Grave war das zweite Remake des letztjährigen Festivals. Er wurde am Samstagabend in Frankfurt als der Abschlussfilm des ersten Tages gezeigt. Und das war eine gute Wahl!

Das Original ist einer der berüchtigsten Filme der 70er. 1978 veröffentlicht, war er eines der Hauptopfer der immer wiederkehrenden Verbotswellen. Der Film ist nicht nur bei uns beschlagnahmt worden, auch in weiteren Ländern wie beispielsweise Finnland, Norwegen und Irland wurde er verboten. Dennoch gehört er in jede gute DVD-Sammlung.

Während das Original eher die Vergewaltigung(en) der Jennifer Hill auf äußerst unangenehme Art und Weise zelebrierte, legt das Remake seinen Fokus stärker auf ihre Rache. Zumindest fällt Jennifers Rache an den Vergewaltigern ein gutes Stück derber und härter aus als im Original, während die ursprünglichen Vergewaltigungsszenen schon eher ein wenig abgemildert wirken. Vor allem, wenn man das mit anderen aktuellen Werken wie z.B. Irreversible vergleicht, der dort ganz andere Massstäbe setzte, anders als das Remake von The Last House On The Left, das ebenfalls schon ein wenig abgemildert wurde.

Mein Fazit: Ein äußerst gut gelungenes, hartes und dem Original würdiges Remake. Für den Freitag der ideale Abschlussfilm.

 

#6 – Essential Killing

Film Nummer 6. Der Einstiegsfilm des Samstags. Aber WTF war das denn bitte? Der war hier mal völlig fehl am Platz, der erste Totalausfall im Programm.

Dabei ist der Film nicht mal per se schlecht. Er kann sogar einen gewissen Anspruch und eine nicht geringe Portion Sozialkritik aufweisen, was aber absolut nicht zu diesem Festival passt. Das ist eher etwas für ruhige zwei Stunden zuhause auf der Couch, nicht für den ersten Sendeplatz am Samstagnachmittag. Muss ich auch nicht wirklich ein zweites Mal sehen.

 

#7 – Burke & Hare

Simon Pegg ist zurück. Anstatt Nick Frost spielt Andy Serkis (Gollum!) an seiner Seite. Auch Tim Curry und Christopher Lee tauchen hier auf.

Zusammen auf lustiger Kadaverbeschaffungstour. Fuckin‘ brilliant, ’nuff said! Hat nicht allen Anwesenden gefallen, aber ich war hin und weg.

 

#8 – Mother’s Day

Film Nummer acht, Remake Nummer drei. Noch ein erstaunlich gutes Remake, das glücklicherweise nichts mit dem Original gemeinsam hat. Bis auf den Fernseher.

Während das Original damals noch einigermaßen unterhalten konnte, war es kein besonders ernster Vertreter seiner Gattung. Teilweise schon eher unfreiwillig komisch – aus heutiger Sicht noch viel mehr. Heute ist der Film nur noch wegen seines Nostalgiefaktors interessant, da kam das Remake gerade zur rechten Zeit.

Deutlich ernster als im Original geht es hier also zur Sache, die ursprüngliche Handlung hat man ebenfalls komplett über Bord geworfen. Statt unschuldige Mädels in das Haus ganz tief im Wald zu entführen, fällt die Bande hier in ein Haus mitten in einer Kleinstadt ein, in dem gerade eine Party steigt. Diese Party wird den Besuchern (zumindest den Überlebenden unter ihnen) noch lange im Gedächtnis bleiben.

Durchaus einer der besseren Filme des Festivals und sehr empfehlenswert. Allerdings nicht gerade der härteste oder intensivste.

 

#9 – I Saw The Devil

Kurz gesagt: Das war der beste und krasseste Selbstjustiz-Rachefilm seit Sympathy for Mr Vengeance!

Ein irrer Serienkiller sucht sich das falsche Opfer – er tötet die Verlobte eines Agenten. Dieser tickt vollkommen aus. Zuerst sucht er diverse Verdächtige auf, die er nach und nach auf unterschiedlichen Methoden ihrer „Möglichkeiten“ beraubt. Als er schließlich den eigentlichen Täter gefunden hat, richtet er diesen übel zu – lässt ihn aber überleben, nur um ihn weiterhin auf Schritt und Tritt zu verfolgen und immer wieder zu überraschen, immer wieder härter zuzuschlagen und ihn zu malträtieren. Doch er unterschätzt den Killer und begeht einen großen Fehler, was in einem intensiven Blutbad enden wird, das seinesgleichen sucht.

Der Film ist nicht ganz so depressiv und nihilistisch wie beispielsweise Sympathy For Mr Vengeance, der in dieser Hinsicht vollkommen neue Welten aufgezeigt hat, aber er kommt ungleich intensiver daher. Am Ende ist man sich nicht mal mehr sicher, wer der im Titel angesprochene Teufel eigentlich ist – der Killer oder der Cop? Beide gehen über Leichen, nur ihre Motivation unterscheidet sie noch.

Was hier gezeigt wird, überschreitet Grenzen – der Film musste in seinem Herkunftsland Südkorea um ganze sieben Minuten geschnitten werden, die ungekürzte Fassung durfte nicht gezeigt werden. Auf dem Festival lief er glücklicherweise ungekürzt, auch auf DVD/BD ist diese Version (in Deutschland in der „Black Edition“ von Splendid) zu haben.

Lange Zeit war Sympathy For Mr Vengeance für mich das Nonplusultra was Rachefilme anbelangt. Weder die zwei Quasi-Fortsetzungen in der Vengeance-Trilogie von Park Chan-Wook (Oldboy und Lady Vengeance) noch andere Vertreter der Gattung konnten ihm lange Zeit das Wasser reichen. Doch nun ist der Film gekommen, der meinen bisherigen Liebling vom Thron stoßen konnte. Das war das Highlight dieses Festivals und wäre der ideale Abschlussfilm gewesen, denn über diesen Film denkt man noch lange nach.

Um noch mehr Lust auf den Film zu wecken sollte man unbedingt auch noch dieses Review lesen, welches mein inzwischen leider verstorbener Freund Gert geschrieben hat. Den Film hatte ich noch mit ihm zusammen geschaut. 🙁

An dieser Stelle sollte jeder an dieser Filmgattung Interessierte mit dem Mauszeiger über dem Bestellbutton schweben. Klicken, los! Aber vorsicht: Die deutsche Version mit 18er-Freigabe ist um mehr als zehn Minuten geschnitten. Nur die „Black Edition“ ist hierzulande ungeschnitten. Alternativ kann man auf die US-Fassung (in voller Länge) zugreifen, die englische (UK) beispielsweise ist ebenfalls geschnitten.

 

#10 – Wake Wood

Der Abschluss des Samstags und damit des ganzen Festivals. Mittelmaß aus dem Hause Hammer, weder Fisch noch Fleisch. Gucken, vergessen. Schlechte Wahl für den Festival-Abschluss!

Ich kann mich ehrlich gesagt kaum noch an den Film erinnern, viel ist nicht hängen geblieben. EinPaar verliert sein einziges Kind und versucht sich anschließend an Pet Sematary-mäßigen Wiederbelebungsmethoden, was allerdings blutige Folgen nach sich zieht. Nichts besonderes, wirklich nicht. Das gab es schon zehnmal besser umgesetzt.

Statt diesem Film hätte man lieber I Saw The Devil als finalen Film zeigen sollen, denn der hat eingeschlagen wie eine Bombe und einen bleibenden Eindruck hinterlassen.