FFFN 2011 #3 – Kidnapped [Secuestrados]


Damit wären wir schon beim dritten Film der diesjährigen Fantasy Filmfest Nights. Ein neuer spanischer Beitrag zur Terrorfilm-/Eskalationsfilmwelle. Und was für einer!

Anfangs hatte ich keine wirkliche Vorstellung der bevorstehenden Handlung. Ausser dem Titel selbst wusste ich nichts über dem Film, daher hatte ich mehr mit einem normalen Geiselnahmethriller gerechnet, aber je länger die Laufzeit fortschritt, umso intensiver und spannender wurde dieses Stück Film. Er wirkt unglaublich direkt und real, hart, düster und konsequent bis zum letzten Moment. Der Schluss ist unglaublich böse und rundet damit den Film perfekt ab wie ein Schlag ins Gesicht.

Dieser bitterböse Film gefiel mir um Längen besser als die ganzen französischen Filme, die sich zwar Terrorfilme schimpfen aber dann entweder vor Logiklöchern und Dummheit nur so bersten (Inside), strunzdumm sind und mit Scheisscharakteren und deren Handlungen nerven (Frontier(s) oder gar Calvaire als noch besseres Beispiel), oder einfach in der Langeweile und Belanglosigkeit versumpfen (Martyrs). Die kann man alle getrost höchstens einmal schauen und dann wieder vergessen. Nach High Tension kam meiner Meinung aus Frankreich kein wirklich guter Terrorfilm mehr, jetzt sind wohl die Spanier an der Reihe es besser zu machen.

Und das haben sie hiermit vollbracht. Viel möchte ich zur genauen Handlung gar nicht schreiben. Nur die Grundzüge: Drei maskierte Männer dringen in ein frisch bezogenes Haus ein und nehmen die ansässige Familie, namentlich Vater, Mutter und Tochter, in ihre Gewalt. Die drei möchten Geld. Das war’s dann auch schon, mehr sollte man gar nicht beim Namen nennen.

Das Genre „Thriller“ reicht hier als Bezeichnung wirklich nicht mehr aus, um den Film treffend zu beschreiben. Alles andere ausser „Terrorfilm“ ist untertrieben. Denn nichts anderem als blankem Terror wird man hier ausgesetzt. Eine heutzutage schon fast alltägliche Ausgangssituation, von der man anfangs noch glaubt, man könne ihr entkommen, wird zum vollkommenen Albtraum.

Man sollte den Film einfach unvorbereitet auf sich wirken lassen, darin versinken, ihn „genießen“. Prinzipiell ist hier alles recht realistisch gehalten. Alles, was man hier zu sehen bekommt, könnte jedem einzelnen von uns in der Realität ganz genau so passieren. Man vergisst seine Umgebung und ist mittendrin und unglaublich gepackt. Man fiebert mit den Opfern mit, zuckt mit ihnen zusammen, kann die Angst und Bedrohung förmlich selbst spüren. Nichts wirkt unrealistisch, es wird nicht übertrieben. Es gibt keinen Humor, auch nicht angedeutet, das wäre hier völlig fehl am Platz. Das macht den Film so unglaublich stark und intensiv und damit zum ersten wirkliche Highlight des Festivals. Der erste Pflichtfilm, den eigentlich jeder einmal schauen müsste. Manch einer wird ihn nie wieder sehen wollen. Ich werde ihn mit Sicherheit sofort in die Sammlung stellen, wenn eine BD verfügbar wird.

Wegen solcher Filme haben diese Festivals ihre Daseinsberechtigung. Solche Filme haben den Begriff „Terrorfilm“ geprägt und verdient. Punkt.


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