Driven Mad – unser Roadtrip nach England


Oder: „Wir haben den englischen Verkehr überlebt, aber der Belgier hätte uns dann fast erwischt.“
Oder auch: „…dann in Kreisverkehr einfahren!“

Wie manche vielleicht mitbekommen haben, waren Sarah und ich letztes Wochenende in England, um @kaOz dort abzuholen, die gerade ihr Auslandssemester in Bournemouth, England, beendet hatte. Auf diese Weise konnte sie sich den Rückflug ersparen, und wir hatten die Gelegenheit, diesen einmaligen Roadtrip zu erleben.

Innerhalb eines Tages fünf Länder zu befahren ist schon ein Erlebnis, dass man einmal hinter sich bringen sollte – wenn man die Nerven dazu hat. Von Deutschland aus lotste uns das geliehene Navi über Luxemburg, Belgien, Frankreich durch den Eurotunnel bis nach England. Leider war uns das Detail, über Luxemburg zu fahren, anfangs nicht ganz so klar, daher haben wir erstmal die Gelegenheit verpasst, dort günstig vollzutanken und statt dessen selbiges noch schön teuer hier erledigt.

Der Weg am Freitag nach England war soweit gar nicht so erlebnisreich. Die Fahrt war eher ruhig und relativ entspannt, zumindest auf unserer Seite des Teichs. Es gab weder Unfälle, noch Staus. Aufgefallen ist uns allerdings, dass scheinbar in Belgien niemand die Autobahnen nach Unfällen säubert. Von unzähligen Tierkadavern bis hin zu Unfallresten wie Stoßstangen oder ganzen Rädern war die Fahrbahn dort mit allem möglichen vollgemüllt, was bei uns normalerweise spätestens innerhalb weniger Tage verschwunden ist.

Der Tunnel ansich ist eine schöne und bequeme Sache. Innerhalb von zwei Stunden um den gebuchten Zeitpunkt herum kann man ohne zusätzlichen Aufpreis in jedem freien Zug mitfahren. Jede halbe Stunde fährt einer, somit muss man nicht gezwungenermaßen vollkommen pünktlich dort sein, was bei der Entfernung auch gar nicht ohne sehr früh loszufahren möglich wäre. Günstig ist die Überfahrt zwar nicht wirklich, aber dafür ist man 35 Minuten nach dem „Einparken“ im Zug gemütlich und sorgenfrei auf der anderen Seite angelangt und auch schon direkt auf der Autobahn.

Ach ja, die Autobahn, da wären wir auch schon. Hier fing der Stress an. Die Engländer fahren Auto wie die letzten Chaoten. In der ersten Viertelstunde nach der Überfahrt hat eigentlich jeder mal rechts, mal links überholt, wie es gerade gepasst hat. Danach ging es dann so langsam. Wenn man sich anfangs zwingt, erstmal langsam und auf der linken Spur zu bleiben, hat man sich eigentlich recht schnell an der spiegelverkehrte Fahren gewöhnt.

Einmal bin ich eine Abfahrt zu früh von der Autobahn abgefahren, da hat uns das Navi durch die kleinsten und engsten Gassen im tiefen Wald wieder zurück gelenkt. Solche engen Strassen findet man im tiefsten Bliesgau nicht, da war es dann schon ungemütlich, wenn mal Gegenverkehr aufgetaucht ist. Die waren dort alle recht zügig unterwegs, und man hat eben geschaut, dass man schnellstmöglich aus dem Weg verschwindet. Irgendwann waren wir aber auch wieder auf der Autobahn. Je näher wir dem Ziel Bournemouth kamen, umso langsamer ging es voran – letzten Endes haben wir noch etwa eine Stunde in mehreren Staus gestanden.

Und dann sind wir in den Kreisverkehr eingefahren. In einen der vielen hundert. Gefühlt tausende. Alle paar hundert Yards hieß es wieder: „Dann in Kreisverkehr einfahren.“ Die waren mal groß, mal klein, mal einspurig, mal dreispurig, mal plötzlich mitten auf der Autobahn. Die gingen dort wirklich unmittelbar in Kreisverkehre über und wieder zurück. Das war schon sehr gewöhnungsbedürftig und relativ oft bin ich falsch abgebogen. Aber letzten Endes haben wir es doch unfallfrei überstanden und waren an unserem Ziel, dem Mount Stuart Hotel angekommen.

Schnell eingecheckt und das Auto ausgeräumt, dann waren wir auch schon mit Kathrin zusammen auf dem Weg ans Meer. Leider war es schon dunkel, aber schön war es dort dennoch. Nach einer ganz kurzen Tour durch die wichtigsten Teile der Fussgängerzone landeten wir im Pub, wo wir den anstrengenden Tag dann genüsslich ausklingen ließen. Das Essen war super, die Getränke erst Recht. Von polnischem über italienisches und dänisches Bier bis hin zu kreativeren Getränken wie Pear Cidar und Ingwerbier (welches nach Spülmittel roch, aber ganz hervorragend mundete) haben wir alles mal durchprobiert und für gut befunden. Vor allem letztere müssen wir hierzulande unbedingt mal irgendwo auftreiben. Wenn also ein Leser eine Idee hat, wie man an Kopparberg oder Crabbie’s kommen kann, kommentieren!

Dann war der erste Tag beziehungsweise Abend auch schon vorbei und wir sind müde ins Bett gefallen. Am nächsten Tag sollte es ja früh weiter gehen, um aus diesem das Maximum zu machen. Das haben wir auch ganz gut hinbekommen. Wir waren wieder lange in der Stadt und diversen Geschäften unterwegs, haben so einiges eingekauft und sind in diversen Pubs mehrfach eingekehrt. Nur fish and chips haben wir komischerweise nicht gegessen. Naja, nächstes Mal. Wir waren auch nochmal am Meer, um es auch bei Tageslicht zu genießen. Wirklich schön dort! Zu den angeblich so brillianten Sonnenauf- und Untergängen sind wir leider nicht gekommen, aber auch das wird irgendwann mal nachgeholt. Eichhörnchen habe ich unterwegs auch reichlich fotografiert, die waren erstaunlich zutraulich und photogen. Für einen Schnappschuss vom mitten in der Stadt vorbeilaufenden Fuchs hat es leider nicht gereicht, schade 🙁

Und schon war auch der zweite Tag leider schon ganz schnell vorbei. Wieder ins Bett, wieder früh raus. Auto frei gekratzt (ja, es ist jeden Tag kälter geworden), selbiges beladen, kurz gefrühstückt, Auto wieder freigekratzt (ja, so verdammt kalt war es -.- ), und schon konnten wir Kathrin aufgabeln und uns auf den langen Rückweg machen.

Dieser war dann etwas stressiger als die Hinfahrt. In England ging es noch einigermaßen ohne Zwischenfälle, aber kaum waren wir wieder auf unserer Seite des Teichs, haben Belgier versucht, uns auf eine andere Spur rüberzuschieben, in Luxemburg haben wir mehrspurige Unfälle umschlängelt und kaum waren wir fast wieder im Saarland, hat ein Merziger äußerst penetrant und mehrfach genervt… 😐
Aber irgendwann waren wir dann doch zuhause angekommen, nach einer Rückfahrt von neun Uhr morgens bis fast halb acht am Abend. Anstrengend, aber die Mühe verdammt wert. Den Abend liessen wir dann noch bei Kathrin ausklingen, wo wir zum Essen eingeladen waren. Dann ging es weiter nach Hause und ins Bett.

Insgesamt war es eine sehr schöne, aber auch sehr kurze und anstrengende Erfahrung. Ich will unbedingt wieder hin. Dann aber im Sommer, für viel länger, und auch nicht mehr mit dem eigenen (und fast neuen) Auto. Sorgt doch zu sehr für Angstschweiß unterwegs 😉

Und ich muss unbedingt lernen, poached eggs zu kochen!!

Die Bilder zum Roadtrip können übrigens in aller Pracht hier bewundert werden.