Ein paar Worte zum HTC HD2


Nachdem ich mein neues aktuelles Smartphone nun seit etwas mehr als anderthalb Monaten in Betrieb habe, wird es Zeit, ein paar Worte darüber zu verlieren.

Aber womit fange ich an? Nehmen wir doch die positiven Seiten. Am besten rufe ich mir noch einmal die Schwachpunkte des iPhones in Erinnerung, welches ich letztes Jahr für einige Wochen zum Testen (naja, eigentlich für ein Projekt an der FH) zur Verfügung hatte. Damals haben mich hauptsächlich die folgenden Punkte gestört:

– die schwache Kapazität des Akkus, mehr als ein Tag Einsatz ist damit nicht drin
– die eher schlecht benutzbare Touch-Tastatur
– das unübersichtliche Menü
– die miese Kamera
– die Darstellung der SMS-Konversationen und E-Mails
– das ohne Jailbreak nicht vorhandenes Multitasking

Teilweise ist das HD2 um einiges besser, teilweise auch nicht.
Der Akku ist ein wenig besser. Nicht deutlich, aber im direkten Vergleich spürbar. Man kann das Gerät wenigstens zwei Tage lang einsetzen. 😉 Es liegen zwar keine Welten zwischen den Geräten, aber immerhin kann man den Akku des HD2 problemlos gegen einen größeren austauschen, was beim iPhone nicht möglich ist und somit einen großen Pluspunkt darstellt, wenn man mehr Kapazität benötigt.

Die Tastatur ist beim HD2 deutlich besser ausgefallen. Auch hier steht natürlich nur der Touchscreen zur Verfügung, keine physikalische Tastatur. Allerdings finde ich, dass sie spürbar besser implementiert ist. Natürlich liegt das zum einen daran, dass das Display mit seinen 4,3 Zoll sehr groß ausgefallen ist und damit natürlich auch die Tasten größer und leichter zu treffen sind. Aber auch die automatische Tippfehlerkorrektur arbeitet meiner Meinung nach gebrauchbarer als die des Apfelfons. Blindes Tippen ist natürlich hier wie da nicht möglich, aber man kann fließend schreiben, für SMS, kurze Mails oder Twitter reicht es vollkommen aus. Größere Postings verfasst man ja sowieso nur am Rechner.

Nun gut, das Menü ist so eine Sache. Windows Mobile eben. HTC hat einerseits gute Arbeit dabei geleistet, die Windows-Oberfläche weitestgehend zu verstecken und durch das eigene „Sense“ zu ersetzen. Die Oberfläche ist äußerst hübsch gestaltet und funktioniert problemlos. Man hat diese vertikale Scrollleiste, mit der man durch die wichtigsten (einstellbaren) Screens blättern kann. Funktioniert meistens ganz gut, ist nur dann störend wenn man versehentlich seitwärts scrollt und das aktuelle Programm versehentlich umschaltet. Aber allzu oft passiert das nicht, wenn man sich daran gewöhnt hat. Im Homescreen sind einige Plätze, die man mit Verknüpfungen zu seinen favorisierten Programmen/Kontakten/Anderem belegen kann. Für mich sind sie ausreichend, alles was ich benutze findet seinen Platz. Manch einem könnte es zu wenig Platz sein, ist Geschmackssache. Wenn diese Plätze ausgereizt sind, wird es allerdings problematisch – dann muss man sich die Programme aus dem Startmenü suchen, das im Endeffekt genauso unübersichtlich wird wie Apples Menü, wenn es voller wird.

Die Kamera ist klar besser als die des iPhones. Aber sie ist immer noch nicht besonders gut, bei Smartphones liegt dort einfach nicht das Hauptaugenmerk. In etwa ist die Qualität der Bilder vergleichbar mit der meines alten Handys (Sony Ericsson K850i), manchmal etwas besser, manchmal etwas schwächer. Auch hier fehlt leider ein physikalischer Button an der Seite des Gerätes, womit die Bedienung einfach ein wenig umständlicher ist als nötig. Platz wäre ausreichend vorhanden, aber nunja, man kann wohl nicht alles haben…

Die Darstellung von SMS und E-Mail ist natürlich um einiges besser und benutzbarer ausgefallen als die bunten, nicht konfigurierbaren Sprechblasen vom iPhone. Die Konversationen sind schön übersichtlich geordnet, alles ist dort wo man es vermutet. E-Mails sind (ähnlich wie auch Fotos) in einer Voransicht auf kleinen Kärtchen schön durchscrollbar. Lässt sich nicht ganz so gut beschreiben, aber es funktioniert wunderbar. 😀 Allerdings hat das System auch einen Nachteil, der besonders auffällt, wenn eine SMS-Konversation mit einem Kontakt etwas länger wird. Je mehr Nachrichten angezeigt werden müssen, umso länger wird die Ladezeit. Gegen 100 Nachrichten dauert es schon einige Sekunden lang, bis alles geladen ist. Und vorher ist es leider nicht möglich, die Tastatur zu benutzen. Man öffnet also eine Konversation nachdem man eine neue Nachricht erhalten hat, drückt auf das Textfeld um zu antworten, und dann wartet man mitunter 10-20 Sekunden bis die Tastatur erscheint und man endlich lostippen kann. Natürlich kann man alte Nachrichten löschen, um Konversationen und damit die Ladezeit kürzer zu halten, aber ist das der Sinn der Sache? Das ist noch nicht das einzige Problem. Alle paar Tage einmal, vielleicht einmal in der Woche, wird ein Reboot nötig. Windows eben, Reboot tut gut. Es äussert sich so, dass es nicht mehr möglich ist, SMS wegzuschicken. Alles andere funktioniert noch problemlos, man kann SMS empfangen, telefonieren und im Netz surfen, aber keine ausgehende SMS erreicht mehr ihr Ziel, bis das Handy neugestartet ist. Vielleicht wird hier mit einem Update noch nachgebessert, wer weiß.

Multitasking? Vorhanden. Schon hat das iPhone verloren. 😀 Hier ist es gar nicht nötig, große Worte zu verlieren. Musik hören, diese automatisch im Hintergrund zu Last.fm scrobbeln, einen GPS-Tracker betreiben, an einer Mail tippen und während dessen noch im Netz surfen, alles kein Problem.

Damit wäre der Vergleich mit dem iPhone auch schon am Ende angelangt – insgesamt bin ich froh, es mir nicht gekauft zu haben, sondern noch ein paar Monate länger bis zu diesem Modell zu warten, das meine Vorstellungen deutlich besser trifft.

Ein Nachteil sollte dennoch noch erwähnt werden. Zwar hat das Gerät einen wunderbaren kapazitiven Touchscreen, der auf Fingerbedienung ausgelegt ist und wunderbar benutzt werden kann. Allerdings sind die meisten Apps für Windows Mobile einfach noch nicht darauf ausgelegt, da die meisten (bzw. im Moment noch alle) anderen WinMo-Smartphones resistive Touchscreens besitzen und mit einem Stylus bedient werden, nicht mit dem eher unpräzisen Finger. Das betrifft zum Beispiel das Jogging-Tracking Programm meiner Wahl, „Joggah“. Die Grundfunktionen der App sind gerade noch benutzbar, aber ständig kämpft man mit Buttons und Textfeldern, die so klein sind, dass man sie mit der Fingerspitze kaum treffen kann, was die Bedienung schwer bis teilweise unmöglich macht. Hier ist es natürlich nur eine Frage der Zeit, da in Zukunft fast nur noch Smartphones mit kapazitivem Screen kommen sollten, bis die Apps nach und nach alle darauf ausgelegt sind.

Mittlerweile ist auch von HTC angekündigt worden, dass das HD2 auf Windows Mobile 7 aktualisiert werden wird, sobald das System erscheint. Spätestens dann sollten die Probleme der Vergangenheit angehören, aber bis dahin heißt es abwarten…

Mein Fazit: das Gerät ist sicherlich das derzeit beste Windows Mobile Smartphone auf dem Markt. Besser als das iPhone ist es für mich ebenfalls, wobei natürlich jeder andere Ansprüche hat. Aber noch ist die Entwicklung nicht am Ende angelangt, und auf die eine oder andere Verbesserung darf man noch hoffen.